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Friday, January 07, 2011

Das Leben der Fußgänger

Das Leben der Fußgänger ist eine Sammlung von Feuilletons Sebastian Haffners aus den Jahren 1935 bis 1938 (also bis zu seiner Emigration). Diese Texte sind insofern schwer vergleichbar mit seinen politischen Beobachtungen aus England (wie Germany: Jekyll & Hyde) im Nachkriegsdeutschland bzw seinen noch späteren historischen Anmerkungen. Sie wurden vielmehr als Komplementierung seines Gesamtwerkes auf seinen Tod und den publizistischen Erfolg seiner Geschichte eines Deutschen veröffentlicht.

Haffner beschreibt in diesen Feuilleton alles und nichts: das Leben als solches, den Urlaub, das Reisen, Paris, die Postkarte und mannigfaltige weitere Themen. Er nimmt oft Extrempositionen ein und verteidigt diese gewandt und auf zugespitzte Pointen aufbauend. Hierbei beweist er sich als unterhaltsam und amüsant wenn auch nicht viel mehr als das. Am interessantesten sind wohl die historischen Aufschlüsse, welche der heutige Leser aus dem Buch ziehen kann. Diese und Haffners (versuchte, da wohl hauptsächlich von seinen Redakteuren selbst-zensiert) Sticheleien und Kritiken an den Nazis, so in einem der wohl schönsten Feuilletons, welcher sich mit einem Vergleich zwischen Menschen mit Geschmack und solchen mit einer Weltanschauung befasst.

Deswegen entsteht auch so oft das Gerücht, der Mann von Geschmack sei tot. Aber seit getrost, es gibt ihn noch.

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