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Tuesday, July 31, 2012

Flughunde

Ein guter Freund bemerkte vor einiger Zeit mit Erstaunen, daß ich ja überhaupt keine modernen Autoren lesen würde. Ganz Unrecht hatte er wahrlich nicht, Marcel Beyers Flughunde repräsentiert deswegen hier wohl eine wohltuende Ausnahme (ähnlich wie Clemens Mayer vor einigen Monaten). Ich hatte Beyers Roman auf einer Liste (in der taz?) der relevantesten deutschsprachigen Werke der letzten Dekade gefunden, er erzählt die sich überkreuzende Geschichte eines unpolitischen aber sowohl opportunistisch als auch humanistischen Tontechnikers und der ältesten Tochter Goebbels von ihren Eltern im Führerbunker ermordet. 

Dies ergibt ein wenig nachvollziehendes, sich nur schwer erschließendes Buch, dominiert von einer sich fanatisch mit Stimmen und Geräuschen beschäftigenden Hauptperson. Der Leser (ok, ich) fragt sich vor allem zu Anfang was Beyer mit seiner Verquickung der realen Helga Goebbels und des fiktiven obsessiven Tontechnikers eigentlich bezweckt. Leider muß ich zugeben, daß ich mir dies auch am Ende des Buches noch nicht erschlossen hatte, aber irgendwann im Laufe meiner Lektüre war die Frage einfach nicht mehr relevant gelesen. Auf eine bizarrskurrile Weise, die ich mit Worten immer noch nicht wirklich begreifen kann, gelingt es dem Autor ein Verständnis des Lesers für die Atmosphäre der Romanszenen zu entwickeln, welche dem Roman ihren Sinn gibt, welcher sich auf einer rein logischen Ebene (inklusive tontechnischen Details) nicht unbedingt erschließen läßt.

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