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Wednesday, February 01, 2012

Als wir träumten

Clemens Meyers Als wir träumten ist mein zweites Buch aus dem Osten der letzten zwei Monate - Hilbig war der erste - ich scheine da eine Art Faible zu entwickeln. Meyers Buch ist aber - natürlich? - wenig vergleichbar mit Hilbigs joyceaneschen Denkprozessen, stattdessen erinnerte es mich an hard-drinking, leicht proletarische anmutende Südstaatenautoren wie Larry Brown oder Dagoberto Gilb. Meyer beschreibt (s)eine - nein natürlich nicht - Jugend in Leipzig Ende der 80er, Anfang der 90er Jahre. Eine Generation, welcher als Kinder der Sozialismus gepredigt wurde nur um sie von einem Tag zum Anderen mit der Scheinheiligkeit dieser Glaubenbezeugnisse bekannt zu machen. Doch der Mauerfall, ja auch die Montagsdemonstrationen, sind hier weniger relevant als das man dies glauben könnte.

In Wirklichkeit zeig Meyer einfach nur die Hoffnungslosigkeit, die zerstörerische Freude auf dem vorgezeigten Weg in ein armes, immer noch vom Suff geprägten Erwachsenenleben. Das ist schockierend in ihrer Gewalttätigkeit, es ist aber auch unglaublich gut dargestellt. Mayer springt zwischen Kindheit, Jugend und frühes Erwachsenentun seiner Clique hin und her, überzeugt sprachlich wie inhaltlich und schafft es schließlich den Leser am Leben seiner Akteure teilhaben zu lassen. Ich habe mich dem Osten, Leipzig, noch nie so verbunden gefühlt wie während der Lektüre dieses Buch. Wirklich lohnenswert.

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