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Wednesday, April 27, 2011

Pariser Romanze

Zweifelslos einer der schönste Romane, welchen ich in letzter Zeit las aber auch einer der traurigsten, der melancholischsten? Franz Hessels Pariser Romanze erzählt die (semi-)fiktive Liebesgeschichte eines jungen Soldaten im Vorkriegsparis, der vom Feldlager aus postalisch seinen schweizerischen Freund von eben dieser berichtet. Franz Hessel ist einerseits der deutsche Protagonist von Truffauts Jules et Jim, aber auch der Vater von Stéphane Hessel und natürlich einer der frühsten Franko-Deutscher, welchen ich kenne.

Er war aber auch einfach ein unglaublich einnehmender Schriftsteller in his own right. In der Pariser Romanze gibt er - frei literarisch - den Anfang seiner Beziehung mit seiner späteren Frau und Mutter von Stéphane Hessel, Helen Grund (die Frau im Beziehungsdreieck Jules et Jims. Viel wichtiger - und ansprechender - ist aber seine Liebeserklärung an das Paris der Vorkriegszeit, welches er - von nationalem, patriotischen Aufruhr umgeben - für das ungewisse Schicksal des Soldaten verlassen mußte. Dieses Paris vermißt er und beschreibt es in einer Schönheit und mit einer melancholischen Offenheit, welche seines gleichen sucht.

Hessels (Anti-?)held ist der belesene Außenseiter, welcher weder besonders schön, noch besonders schlagfertig, noch sonst irgendwie besonders ist, der sich in sein Schicksal ergibt und das Leben und die Lebendigkeit bewundert sowie beschreibt, gar an ihr teil hat aber ohne je selber - lange - im Mittelpunkt zu stehen. Ein wirklich schönes Buch auch wenn Hessel gegen Ende vom angenehm zuckrigen Melancholischem ein wenig in den Kitsch hinüberfällt. Oder bzw vielleicht teile ich auch einfach seine Liebe zu Paris mehr als seine Variante zwischenmenschlicher Liebe.

Und einfach weil er ihn so schön beschreibt auch wenn sein abschließendes Urteil viel zu hart ist, Kurt Tucholsky:
Es ist eine Art Mannesschwäche in diesem Mann, etwas fast Weibliches (nicht: Weibisches) [...] es ist etwas Lebensuntüchtiges, oh, wie soll ich dies Wort hinmalen, damit es nicht nach Bart und Hornbrille schmeckt? Und das weiß Hessel. Und weil er klug ist, macht er aus der Not eine Tugend und spielt, ein wenig kokett, den Lebensuntüchtigen: Ich bin nämlich ein stiller, bescheidener Dichter ... Das ist nicht unangenehm, nur ein wenig monoton.

1 comment:

Anonymous said...

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