Berlin ist wie eine ehemalige Geliebte über die man nie hinwegkommt. Wer hier geboren ist, wird wohl Zeit seines Lebens nie eine gewisse Sentimentalität im Umgang mit dieser seiner Heimatstadt missen lassen. Dies um so mehr in Anbetracht der Tatsache, daß Berlin sich in einem Maße und Tempo verändert ist, welche zumindest in der restlichen westlichen Welt ihresgleichen suchen. In meiner Kindheit war (West-)Berlin eine Insel, Fahrten zu Verwandten in Westdeutschland - alleine die Bezeichnung verrät die innerliche Abgrenzung - dauerten Stunden inklusive langer Warte- und Stauzeiten an der Grenze. In meiner Jugend und Gymnasialzeit wiederum war die Mauer gefallen, der Osten lag offen und wir (meine erkundeten denselben. Clubs in renovierungsbedürftigen Bruchbuden und Kellerbauten, Bars ohne Lizenzen, Punks und andere Alternative überall. Berlin war voll von sogenannten Subkulturen, fuck, Berlin war eine Subkultur.
Dies blieb natürlich kein Geheimnis. Die Stadt füllte sich im Verlauf der 90er Jahre langsam aber sicher mit Auswärtigen - Schwaben, Amerikanern und anderen Ausländern. Eine Bereicherung der Stadt sollte man denken und individuell stimmt dies wohl auch aber die Masse zerstört was sie sucht. Denn die Zugewanderten waren ja vor allem normaler - oder: bürgerlicher - als die Anwohnenden. Sie mochten zwar auch gerne in coole Clubs und Bars gehen, waren aber nicht selber bereit im Gegenzug ihre Karriere aufzugeben. Dies waren keine Punks und andere Selbstaussteiger mehr, sondern coole, moderne Menschen, das Kleinbürgertum des 21. Jahrhunderts. Für alles offen, aber im eigenen Leben sich in serieller Monogamie ergebend, es zu etwas bringen wollen (was auch immer das sein mag), weltoffen aber patriotisch, Teil der Event- und Konsumkultur nicht der unpatriotischen Anti- und Drogenkultur, welche Berlin vorher dominiert hatte.
An dieser Stelle sollte ich wohl einfügen, daß ich mich - natürlich? - von dieser Gruppe von Menschen wenig unterscheide. An dieser Analyse etwas ändern tut dies nichts.
Prenzlauer Berg wurde schnell von einem bewohnten Geröllhaufen zu einem der teuersten Bezirke Berlins. Mitte entwickelte sich von einer hippen Bargegend zu einer Touristenmeile ohne jedweden Charakter. Friedrichshain wurde zu einer Bastion der bemüht coolen Menschen, dann verkam es zu einem Touristenpartydorf. Kreuzberg ist weit vorgerrückt auf seinem Entwicklungspfad von einem türkischen und Anarchobezirk zu einer Insel der westlichen Mittelklasse. Die letzten beiden Abende war ich nun in Neukölln. Auch hier hat jetzt der (inter-)nationale Partyjetset Einzug gehalten. Bars streng nach Bildungsniveau (und damit de fakto Ethnien) getrennt (keine Türken, keine Araber!) ziehen internationale, westliche pseudo-Alternative an (und einige echte Alternativen, welche als Musikanten für Unterhaltung und Flair sorgen).
Was in Berlin stattgefunden hat und sich weiter fortsetzt ist ein ganz normaler Prozess könnte man nun sagen. Gentrifikation. Normale quoi. Genauso wie in Brooklyn, im Pariser Nordosten und anderswo. Das stimmt natürlich. Und man muß sich auch die Nachteile des alten Berlins vor Augen halten, die hohe Arbeitslosigkeit, die Drogenszene, die prekäre wirtschaftliche Lage des Hauptteils der Bewohner der Berliner Innenstadt, schließlich die politische Isolierung und Machtlosigkeit der Alternativen- und Migrationsbezirke. Berlin war vielleicht sexy aber es war auf jeden Fall arm. Auch ästhetisch ließ sich das festhalten, der alte Zoo (Bahnhof) war alles andere als ansprechend. Straßen waren schmutzig, Häuser nicht renoviert, farblos und grau.
Berlin war häßlich, arm und voll von Problemen. Aber genau deswegen hatte Berlin einen Charm, den es heute vermissen lässt, Berlin war etwas Besonderes, das viele Jünger anzog, die zerstörten weswegen sie gekommen waren. Was in Berlin stattfand war - anders als in vielen anderen Städten - ein Prozess der Normalisierung nicht (allein) der Gentrifizierung. Berlin heute ist so wie der Rest der westlich-kapitalistischen Welt auch, dies war früher nicht der Fall. Ausländer (ob Deutsche oder nicht), welche heute nach Berlin kommen, verstehen dies nicht. Für sie ist Berlin cool, eine tolle Party- und Weggehstadt, immer noch alternativer als der Rest der Republik, vielleicht gar Europas. Sie haben wahrscheinlich recht, aber was sie nicht nachvollziehen/verstehen können ist die Nostalgie der Berliner gegenüber dem Häßlichen, dem Grauen, dem Besonderen, dem Unikaten was vorher war.
Dies blieb natürlich kein Geheimnis. Die Stadt füllte sich im Verlauf der 90er Jahre langsam aber sicher mit Auswärtigen - Schwaben, Amerikanern und anderen Ausländern. Eine Bereicherung der Stadt sollte man denken und individuell stimmt dies wohl auch aber die Masse zerstört was sie sucht. Denn die Zugewanderten waren ja vor allem normaler - oder: bürgerlicher - als die Anwohnenden. Sie mochten zwar auch gerne in coole Clubs und Bars gehen, waren aber nicht selber bereit im Gegenzug ihre Karriere aufzugeben. Dies waren keine Punks und andere Selbstaussteiger mehr, sondern coole, moderne Menschen, das Kleinbürgertum des 21. Jahrhunderts. Für alles offen, aber im eigenen Leben sich in serieller Monogamie ergebend, es zu etwas bringen wollen (was auch immer das sein mag), weltoffen aber patriotisch, Teil der Event- und Konsumkultur nicht der unpatriotischen Anti- und Drogenkultur, welche Berlin vorher dominiert hatte.
An dieser Stelle sollte ich wohl einfügen, daß ich mich - natürlich? - von dieser Gruppe von Menschen wenig unterscheide. An dieser Analyse etwas ändern tut dies nichts.
Prenzlauer Berg wurde schnell von einem bewohnten Geröllhaufen zu einem der teuersten Bezirke Berlins. Mitte entwickelte sich von einer hippen Bargegend zu einer Touristenmeile ohne jedweden Charakter. Friedrichshain wurde zu einer Bastion der bemüht coolen Menschen, dann verkam es zu einem Touristenpartydorf. Kreuzberg ist weit vorgerrückt auf seinem Entwicklungspfad von einem türkischen und Anarchobezirk zu einer Insel der westlichen Mittelklasse. Die letzten beiden Abende war ich nun in Neukölln. Auch hier hat jetzt der (inter-)nationale Partyjetset Einzug gehalten. Bars streng nach Bildungsniveau (und damit de fakto Ethnien) getrennt (keine Türken, keine Araber!) ziehen internationale, westliche pseudo-Alternative an (und einige echte Alternativen, welche als Musikanten für Unterhaltung und Flair sorgen).
Was in Berlin stattgefunden hat und sich weiter fortsetzt ist ein ganz normaler Prozess könnte man nun sagen. Gentrifikation. Normale quoi. Genauso wie in Brooklyn, im Pariser Nordosten und anderswo. Das stimmt natürlich. Und man muß sich auch die Nachteile des alten Berlins vor Augen halten, die hohe Arbeitslosigkeit, die Drogenszene, die prekäre wirtschaftliche Lage des Hauptteils der Bewohner der Berliner Innenstadt, schließlich die politische Isolierung und Machtlosigkeit der Alternativen- und Migrationsbezirke. Berlin war vielleicht sexy aber es war auf jeden Fall arm. Auch ästhetisch ließ sich das festhalten, der alte Zoo (Bahnhof) war alles andere als ansprechend. Straßen waren schmutzig, Häuser nicht renoviert, farblos und grau.
Berlin war häßlich, arm und voll von Problemen. Aber genau deswegen hatte Berlin einen Charm, den es heute vermissen lässt, Berlin war etwas Besonderes, das viele Jünger anzog, die zerstörten weswegen sie gekommen waren. Was in Berlin stattfand war - anders als in vielen anderen Städten - ein Prozess der Normalisierung nicht (allein) der Gentrifizierung. Berlin heute ist so wie der Rest der westlich-kapitalistischen Welt auch, dies war früher nicht der Fall. Ausländer (ob Deutsche oder nicht), welche heute nach Berlin kommen, verstehen dies nicht. Für sie ist Berlin cool, eine tolle Party- und Weggehstadt, immer noch alternativer als der Rest der Republik, vielleicht gar Europas. Sie haben wahrscheinlich recht, aber was sie nicht nachvollziehen/verstehen können ist die Nostalgie der Berliner gegenüber dem Häßlichen, dem Grauen, dem Besonderen, dem Unikaten was vorher war.
No comments:
Post a Comment