Im neuen Literaturmagazin der Zeit war eine Besprechung von Ruth Klügers neustem Buch, dem zweiten Teil ihrer Autobiographie sozusagen, gewesen. Mich interessierte mehr ihr erstes Buch
weiter leben in welchem sie (zeitlich sehr spät 1989-1991) ihre Erfahrungen in verschiedenen KZs (unter anderem Auschwitz) zu verarbeiten versuchte. Ein verstörendes Werk. Klüger wächst als jüdisches Kind in Wien auf und hat aufgrund ihres Alters (1945 gerade einmal 15) kaum Erinnerungen an ein Leben, welches nicht vom Nazi-Regime dominiert wird. Sie schreibt in einer unglaublich nüchternen Art (und auf Deutsch, obwohl sie seit 1947 in den USA wohnt), sie klagt nicht an (oder tut dies nur selten), sie fordert kein Mitleid, sie stellt nur dar was sie erlebt hat. Sie befriedigt nicht mal mehr die Geilheit des Beobachters (mir) nach Grausamkeit, nach deutscher Schande, nach einer brutalen Darstellung des KZ-Lebens. Stattdessen greift sie die Diskussion in Deutschland heute auf, beschreibt die Zufälligkeit des Überlebens, des Sterbens und gerade aufgrund dieser banalen Erzählweise, aufgrund dieser fehlenden (anklagenden oder fordernden) Emotion versteht sie es ein Bild der Opfer des Holocaust (der Shoah, der Endlösung, was sagt man?) zu zeichnen, welches mir vollkommen neu war. Ich kann ihr Buch nur weiter empfehlen, es ist keine historisch Ausmalung der Vergangenheit, was die meisten von mir gelesenen Bücher über den Holocaust bisher waren, es ist eine konstante Auseinandersetzung mit derselben. Ein weiteres weites Feld in welchem ich viel lesen sollte hat sich in diesem Sinne geöffnet.
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