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Friday, December 22, 2006

Der kleine Frieden im Großen Krieg

Ich hatte Michael Juergs Der kleine Frieden im Großen Krieg bereits vor einiger Zeit fertig gelesen gehabt, war aber irgendwie danach die ganze Zeit zu beschaeftigt bzw zu wenig zu Hause um darueber schfreiben zu koennen. Es geht in dem Buch um einen unausgehandelten Waffenstillstand zwischen - hauptsaechlich - deutschen und englischen Soldaten an der Westfront Deutschlands 1914. Auf beiden Seiten wurde versucht diesen Waffenstillstand - und die einhergehende Fraternisierung inklusive gemeinsamen Fussballspielens - herunterzuspielen und Offiziere beider Seiten sorgten dafuer, dass es keine langfristigen Effekte dieser anarchistischen, basisdemokratischen Aktionen gab. Im Prinzip wurde auf beiden Seiten Befehlsverweigerung ausgeuebt, um wenigstens an Weihnachten seine Ruhe haben zu koennen. Es gab konzertierte Aktionen, wo in Anwesenheit von Offizieren der Feind - pro-forma und moeglichst hoch ueber dessen Stellungen hinaus - beschossen wurde, nur um sobald diese verschwunden waren, wieder mit den Gegnern zu palavieren, zu trinken, zu rauchen. Alles in allem also eine unglaublich herzerwaermende Geschichte ueber eine nationenuebergreifende Verbruederung gerichtet gegen die sie ausnutuzenden von ihnen profitierenden Offiziere und Oberklassenmitglieder in der jeweiligen Heimat.

Ich fand diese Geschichte, wie jeder dieses Basisaufstaende ohne grossen Organisierungsgrad von oben (siehe Deutschland 1918/1919) schon immer faszinierend und hatte mir deswegen dieses Buch gekauft, muss nun aber leider sagen, dass mich dieses entaeuschte. Es ist als Sachbuch geschrieben, was als solches ja nicht negativ sein muss, und beschreibt anekdotenhaft die Ereignisse an der damaligen Westfront von Belgien bis zur Schweiz. Hierin liegt auch gleich das Problem, da es zu wenig Informationen ueber die damaligen Ereignisse gibt (die Zeugen sind tot, Briefe nicht mehr vorhanden, Berichterstattung wurde unterdrueckt), bleibt dem Autor nichts anderes uebrig als das wenige, was an Detailwissen vorhanden ist hintereinander aufzulisten. Dadurch verliert das Buch jede Kohaerenz.

Das zweite nervende, war die missionarische Art und Weise in der Juergs die Geschichte erzaehlt. Ich bin zwar vollkommen seiner Meinung, dass dieser Friede eine gewisse historische Relevanz in bezug auf Klassenpositionen besitzt und ein klarer Fall von internationaler Solidaritaet war (schade eigentlich, dass das eine solch abgedroschene Phrase ist heutzutage), aber die Tatsache, dass er es fuer noetig haelt mir diesen revolutionaeren Aspekt andauernd vor die Nase zu halten und in manigfaltigen Versionen klarzumachen wie wichtig dieser ist, fuehrte letzten Endes dazu, dass ich nur noch genervt war. Ein Sachbuch in meinen Augen, sollte versuchen es dem leser zu erlauben selber seine Meinung zu formen. Das der Autor die seine darzeigt ist als solches kein Problem, aber bitte nicht andauernd und vor allem nicht so missionarisch.

Wuerde ich dieses Buch empfehlen? Nein. Es gibt wohl noch einige englische Buecher ueber das gleiche Thema (auf welche Juergs auch desoefteren verweist) und ich denke diese waeren wahrscheinlich eine bessere Idee fuer jemanden unter Euch, der sich fuer das Thema interessiert.

(Tut mir leid wegen der vielen Fehler heute, ich bin in Florida, es ist viel zu warm um drinnen zu sitzen, der Rechner hat eine komische Tastatur und ausserdem rennen hier im Hintergrund zu viel Leute rum, als dass ich mich richtig konzentrieren koennte.)

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