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Sunday, August 29, 2010

Wo warst du, Adam?

Mein zweiter kurzer Roman von Heinrich Böll in diesem Jahr (hier ist die Beschreibung des ersten) und ich muß sagen: „Ich bin sehr angetan.“ Wo warst du, Adam? ist eigentlich mehr eine Novelle und erzählt in mehreren kurzen Kapiteln vom Schicksal verschiedenster Teilnehmer bzw Betroffener des Zweiten Weltkrieges. Böll ist unglaublich deskriptiv und zurückhaltend, trifft kaum ein Werturteil über seine Protagonisten, schafft es aber trotzdem - oder gerade deswegen - die Monströsität des Krieges auch der Shoah darzustellen. Überrascht war ich von der Ähnlichkeit seiner Darstellung mit Hannah Arendts Banalität des Bösen:

„Sie war erstaunt, wie gelassen es in der Verwaltung des Todes zuging. Alles ging mechanisch, etwas gereizt ungeduldig: Diese Menschen taten ihre Arbeit mit der gleichen Mißlaune, wie sie jede anderer Büroarbeit getan hätten, sie erfüllten lediglich eine Pflicht, eine Pflicht, die ihnen lästig war, die sie aber erfüllten.“


Ein sehr schönes Buch. Das Motto vor dem Werk als solchem alleine überzeugte mich schon: „Eine Weltkatastrophe kann zu manchem dienen. Auch dazu, ein Alibi zu finden vor Gott. Wo warst du, Adam? „Ich war im Weltkrieg“.“

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