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Tuesday, August 23, 2011

The Third Wedding Wreath

I thoroughly enjoy reading novels about the places that I visit, that I live in, I find it an extremely rewarding way of learning about the local/regional culture, political setting and history. That's why I bought Costas Taktsis' The Third Wedding Wreath during my recent sojourn in Greece. Taktsis tells the story of a woman's life, her three husbands, life during occupation and the civil war, her move from Thessaloníki to Athens, her children and family in the broadest sense. The Third Wedding Wreath really is the Buddenbrooks without the nostalgic glorious past, told from a female point of view and much, much more reflective of Greek culture and history.
I'd learned never to be a snob until I got to know a person's worth; and how can you get to know a person well if you don't have coffee together?

Sunday, August 14, 2011

Irrungen und Wirrungen in der Zeit

Auch im Ausland die Zeit treu lesend ärgere ich mich fast wöchentlich über die schwachen Leitkommentare der ersten Seite. Wenig überzeugende Argumente genährt durch falsch verstandene angeblich Fakten resultieren in schmetterlingsgewichtigen Kommentaren.

Diese Woche erklärt uns Khue Pham, daß sich die Jugend im Nahen Osten für ihre Grundrechte erhoben habe, die Jugend in England um Konsumgüter zu erlangen.
Man will diese Leute am liebsten packen, ihnen die Kapuzen herunterziehen und rufen: Was fällt euch ein?! Wieso seid ihr so wütend? Wieso seid ihr so hoffnungslos? Man müsste dabei die eigene Wut gegen sie unterdrücken: Jugend ist auch ein Versprechen, aber diese Versprechen haben die Plünderer von London weggeworfen.

Die Analyse der Ereignisse in England ist ihrer zeitlichen Nähe entsprechend kaum möglich, dennoch gibt es klare Zeichen, daß, von einigen Ausnahmen abgesehen, diejenigen Randalierer, welche bisher vor Gericht gestellt wurden, aus sozial prekären Umständen stammen. Warum sind diese Leute also so hoffnungslos? Ganz einfach, viele von ihnen sind entweder arbeitslos oder bestenfalls in minder-bezahlten Aushilfsjobs tätig. Ach ja, sie haben außerdem keine Aufstiegschancen, wenn sie noch so hart arbeiten und anständig sind, dann werden sie in zehn Jahren immer noch um ihr monatliches Auskommen bangen. Denn: working-class children in Britain are less likely to climb the social ladder than in any other developed nation, youth unemployment liegt bei 20,5%, there were 6.8 million low paid workers in the UK
in spring 2003, some 27% of the total, und income inequality steigt auch immer weiter.

Jugend als Versprechen hört sich in Angesicht dieser Zahlen und Fakten bestenfalls wie gut meinende Ahnungslosigkeit an, ist aber letzten Endes nichts als blanker Zynismus. Diese Jugendlichen und jungen (zum großen Teil) Männer stürmen also Kaufhäuser einfach, um sich die Konsumgüter, welche sie sich nicht leisten können, dort einfach zu nehmen. Ist das gut? Nein, natürlich nicht, aber man muß sich eben auch der zugrunde liegenden strukturellen Grunde hinter diesen Ausschreitungen bewußt sein und sie nicht pauschal als Konsumgeilheit der Masse abtun.

Schließlich hat Pham wie so viele im Westen kein wirkliches Verständnis der Aufstände in Nordafrika und im Nahen Osten. Wer waren denn die Menschen, die in Tunesien auf die Straße gingen um dafür zu sorgen, daß Ben Ali dégage? Ich frage hier nicht nach dem Bildungsbürgertum, welches am 14. Januar an den Massendemonstrationen teilnahm und die Flucht Ben Alis feierte, sondern vielmehr nach den Namenslosen, welche im Dezember in Sidi Bouzi oder Kasserine ihr Leben riskierten (und starben) um ihrer Frustration und Hoffnungslosigkeit Ausdruck zu geben in dem sie Geschäfte attackierten und Autos abbrannten - sounds familiar? Die tunesische Revolution war in ihrem Ursprung ja keine politische, sondern eine wirtschaftliche. Die arbeits- und zukunftslose Jugend des Landesinneren explodierte und leistete die Vorarbeit, welche es den gebildeten Eliten der Küstenregionen erlaubte ein zutiefst korruptes und tyrannisches System zu beenden. Natürlich sind die wirtschaftlichen und politischen Situationen im Nahen Osten und dem Vereinigten Königreich schwer vergleichbar, aber ein Vergleich bleibt möglich und läßt sich weder so leicht noch so oberflächlich abtun wie Khue Pham dies tut.


Gleich daneben darf Josef Joffe beweisen, daß er von wirtschaftlicher Theorie leider wenig versteht, aber trotzdem mit absoluter Selbstsicherheit über derartige Themen schwadronieren kann. Schade.

Ein Zehn-Prozent-Defizit ist nicht Keynes en gros, es kann durch ein keynesianisches bedingt sein, muß es aber nicht. Laut Keynes soll der Staat anti-zyklisch in die Wirtschaft eingreifen, also Ausgaben heben, wenn die Realökonomie lahmt, wenn derselbe Staat in den Boomjahren die Ausgaben bereits nach oben getrieben hat - und auf dem erwähnten 10% Defizit angelangt ist, dann muß er, wenn er Keynes folgen will, seine Ausgaben weiter steigern. Also nix, Keynes en gros, und wenn Herr Joffe ab und an mal solch notorisch linke Publikation wie den Economist lesen würde, dann wäre er sich darüber im klaren wie weit verbreitet der Ruf nach einer Konjunkturspritze ist.

Der kühle ökonomische Verstand den Josef Joffe gerne hätte, wäre natürlich auch in der Lage zwischen seiner zitierten Liquiditäts-Flut und dem von Keynes geforderten Eingriff des Staates in die reale Wirtschaft gerade in einer - deflationären - Null-Zinsen Situation zu unterscheiden.

Was bleibt? Ich frage mich immer öfter warum ich die erste Seite der Zeit (und alles was Josef Joffe so von sich gibt) überhaupt noch lese. Wirklich schade eigentlich.

Friday, August 12, 2011

David Foster Wallace

From the New York Review of Books, a summary of an David Foster Wallace speech I can only whole-heartedly subscribe to:

In a commencement address delivered to the newly minted graduates of Kenyon College in 2005, Wallace warned them of their forthcoming enlistment as soldiers in “the day-to-day trenches of adult life,” of the “petty, frustrating crap” that awaited them there, and the “dreary, annoying, seemingly meaningless routines” in which they’d soon be immersed. He argued that the “default setting” of the human being is self-centeredness verging on solipsism, and that the value of a liberal arts education is that it supplies the means to escape “our tiny, skull-sized kingdoms” by exercising a disciplined, nonstop attention to the unexamined details of our lives, and so transcend the selfishness of our frustration and boredom. This could lead, he said, to “being able truly to care about other people and to sacrifice for them over and over in myriad petty, unsexy ways every day.”

Monday, August 08, 2011

Die Ausgewanderten

Außerhalb Deutschlands nun schon seit Jahren lebend, fasziniert mich deutsche Exilliteratur naturgemäß. Auch wenn WG Sebald nicht Teil der historisch-kulturellen Exilbewegung des Naziregimes war, ist er doch ein Exilant vielmehr ein Emigrant. Sebald erzählt in seinem Werk Die Ausgewanderten das - fiktive? inwieweit? - von der Suche des Erzählers, eines selbst nach England emigrierten Autors, nach der Geschichte von vier menschlichen Schicksalen im Migrations- und Reisechaos des frühen 20. Jahrhunderts.

Sebald bedient sich einer unglaublich detaillierten und in ihrer Genauigkeit wirklich schönen Sprache. Er hatte wohl außerhalb Deutschlands Erfolg lange bevor der Prophet auch im eigenen Land gehört wurde, ich kann kaum nachvollziehen wie eine solch deutsche Sprache vernünftig übersetzt wurde. Was den Leser, oder auch: mich, vor allem anspricht ist die melancholische Wahrnehmung des Vergangenen:
dieses einst legendäre Seebad, genau wie jeder andere Ort, den man heute, ganz gleich, in welchem Land oder Weltteil, besucht, hoffnungslos heruntergekommen war und ruiniert vom Autoverkehr, vom Boutiquenkommerz
Ich würde versuchen dieses Buch besser zu besprechen, aber es ist Ramadan bei fast 40° und ich habe seit heute morgen nichts mehr zu mir genommen, nicht einmal Wasser. Außerdem bin ich gerade technisch gesehen am Arbeiten. Insofern kann ich Sebald nur weiter empfehlen und:
Zweifellos bin ich jetzt in einem gewissen Sinne verrückt, aber wie sie vielleicht wissen, sind diese Dinge einzig eine Frage der Perspektive.

Tuesday, August 02, 2011

Exarchia, Athens, Greece

I recently had the chance to spend ten days in Athens for professional reasons. So I tried to live like an Athenian for that period, hanging out in bars in Exarchia, working on my balcony overlooking the National Historical Museum, playing basketball in Lofos Strefi, having business coffee meetings in Kolonaki and, finally, going to an island for the weekend. I had the incredible luck of (semi-)knowing someone in Greece who really helped me out in finding a place and with whom it was furthermore (as I had suspected before initially) very enjoyable to hang out. So: thanks again. In general I feel like I managed to gain a much better understanding of Greece through my constant exposure to life in Greece as a Greek with no expat or even tourist aspect (granted: I did climb the Acropolis with 500 other foreigners) to take away from this impression.

What do I have to say about Greece then? A very positive experience in a country burdened with problems is how I could describe it in one sentence. People are friendly, I succeeded to integrate myself with local (Exarchia) basketball players after only a few days there, friends of the friends I had were extremely open and accommodating including when it comes to my complete lack of Greek-language capability. And in general it is very easy - if, as always, of course very limited - to get around in English.

Greek life-style is very laid-back. People eat and go out late, life in the city is really calm during the day for the most part, both clearly being related to the extreme heat (and I live in Tunis!). Yet, don't buy into the stereotypes, Greeks do work. What they (I am stereotyping here, please excuse) do seems to be dominated by a combination of odd jobs here and there, all relatively badly paid, if at all. I've met designers, architects and professional basketball players all of whom told me that they were being owed serious amounts of money (10k in one case).

Which gets us to the Greek problems then. Most glaring is the amount of people asking for a hand-out in the street, the junkies fixing out in the open in one of the most central neighborhoods of Athens, the police clad military-style guarding the border of Exarchia - where the anarchists kicked them out a few years ago - and the rest of the city. The irony of the latter is that most of the junkies are and most of the criminality everyone warned me about none of which I experienced though actually occurs just outside of Exarchia and thus behind (or in front) of the police curtain.

The main (and underlying) problem though is the economic situation. What can I even add to that discussion? The Greek government (and society) clearly lived above its means for a number of years and people are paying for it now (on a high level, but still). My main criticism doesn't lie so much with the harsh reforms, some of which are necessary but cruel others just plain pointless or at least ineffectual, but rather the lack of (true) European solidarity. Effectively European governments (especially Germany) are forcing Greece into a deflationary setting, with wages (and accordingly consumption) decreasing during a period where the government has put stringent measures of austerity in effect. In other words Greece for years to come will suffer from low growth rates and high (especially for young(er) people) unemployment. All this while inflationary measures in the core of the Eurozone (again: mainly Germany) would bring about the same result (full or semi-debt repayment) in a much less cruel manner. Let's just hope that the planned reforms will actually structurally effect change and not just be limited to punishing pensioners, cab drivers and public sector workers without creating a better-working system at the same time. I have my doubts, but as one says in German: Die Hoffnung stirbt zuletzt (hope dies last).

Monday, August 01, 2011

Le Lièvre de Patagonie

Claude Lanzmann est évidemment surtout connu pour son œuvre documentaire de huit heures sur l'holocaust: Shoah - que je n'ai toujours pas complètement vu. Le Lièvre de Patagonie et son auto-biographie. Elle est longue, l'auteur est convaincu de soi-même d'une manière irritante même fatigante, Lanzmann de plus - comme Malraux dans ses Antimémoires - ressent le besoin de se montrer proche - ami, confidant - d'un grand homme. Pour Malraux c'était de Gaulle, pour Lanzmann ces sont Sartre et à un moindre degré Simone de Beauvoir dont il fut l'amant pendant quelques années.

Cela semble bizarre peut-être alors, mais le livre vaut vraiment le coup. Lanzmann autant qu'il s'aime soi-même à mené une vie intéressante qui lui a fourni à la fois avec des choses à dire et une style de le faire. Sans vrai fil narrative, il saute de la résistance, au Temps Modernes, à Berlin en 1947, en Israël - qu'il décrit comme la réappropriation de la violence par les Juifs - à tout moment et vers la fin il circule autour le grand projet de sa vie, Shoah.