Nach positiver Kritik in der Zeit (glaube ich mich zu entsinnen) und einem Vorabdruck im Zeit Magazin, war ich von Moritz von Uslars Deutschboden sehr positiv angetan ohne auch nur eine Seite darin geblättert zu haben. Diese Wahrnehmung bestätigte sich leider nicht.
Uslar (oder sein Erzähler Realität und Fiktion sind so gut wie nicht zu trennen in diesem journalistischen Roman) sieht sich als eine Art Entdecker, der sich in die wilde weite - oder: kleinstädtische - Welt des Berliner Umlandes aufmacht und hier in einer Art soziologischen Anschauungsstudie drei Monate verbringt. Er überlebte und schrieb ein Buch darüber.
Die Arroganz des gebildeten Großstädters der die Ossis, Nazis und HartIVer entdecken und erklären will, ist wohl mein erster Kritikpunkt. Erstens ist sein dreimonatiger Aufenthalt in 'Oberhavel' hierfür fast lächerlich kurz, zweitens ist sein so humanistischer, verständnisvoller Zugang zu diesen Menschen in der Hinsicht lachhaft, als daß er sie - bevor er sie humanisieren kann - ja erst enthumanisiert und dies abgesehen von einigen engeren Bekannten auch bis zum Ende des Buches tut. Der große Soziologe Uslar erinnert mich hier ein wenig an Jack London oder Rudyard Kipling, voll Verständnis für die Wilden und Einheimischen des jeweiligen Landstriches, welchen sie beschreiben, aber so romantisch und heldenhaft sie diese auch darstellen, es bleiben Wilde.
Zweiter großer Kritikpunkt, Uslar schreibt in einem aufgezwungenen pop-literarischen Stil, der an keiner Stelle in seinem Werk überzeugend oder gar authentisch rüberkommt. Seine Aneinanderreihung von Substantiven zwecks Erklärung, Betonung und wohl ironischer Auseinandersetzung sind nervig und selten zweckbringend.
Eine Enttäuschung.
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