Ein Kumpel hatte mir Arkadi Babtschenkos Die Farbe des Krieges ausgeliehen und dies mit der Aussage verbunden, es sei ein gutes Buch und ich würde schnell damit durch sein. Ich kann beides nur bestätigen, habe glaube ich nicht mal mehr zwei Tage an dem Roman gelesen und es war sehr eindrucksvoll.
Die Erzählweise erinnerte mich sehr an Tim O'Briens The Things They Carried, Norman Mailers The Naked and The Dead sowie Hemingways A Farewell to Arms. Dieser Kriegsbüchertradition folgend erzählt Babtschenko aus Tschetschenien. Unzusammenhängende Episodengeschichten ermöglichen dem Leser einen Einblick in die Grausamkeit und Unmenschlichkeit des Krieges. Bei seinen Beschreibungen kommt hinzu, daß die russische Armee durch eine weitverbreitete (und bis in die höchsten Ränge hineinragende) Korruption geprägt ist und durch ein körperliche Gewalt förderndes System, in welchem die Großväter neue Rekruten als persönliche Sklaven und Aggressionsablassmittel mißbrauchen. Der Autor benutzt dazu eine Sprache, welche nicht vor falscher politischer Korrektheit zurückschreckt und stellt auch dadurch dar wie der gemeine Soldat ein Opfer des imperialistischen, machthungrigen russischen Systems ist. Politische Anschuldigungen beschränken sich zwar auf ein Minimum (Jelzin und Putin werden beide, wenn auch nur einmal, beschuldigt), aber seine Episoden reichen aus um die moralische Verdammtheit dieses Krieges im Besonderen wie auch des Krieges im Allgemeinen und nicht zuletzt der russischen Armee zu verdeutlichen.
Ich persönlich fand, daß Die Farbe des Krieges den Leser (also mich) leer hinterläßt. Es bleibt einfach nichts mehr hinzuzufügen. Die sinnlose Gewalt, die Folterpraktiken, das Morden, es hinterläßt nichts als eine angewiderte Faszination für diese Abgründe menschlicher Existenz.
Holts Euch, lests.
Japan Finally Got Inflation. Nobody Is Happy About It.
11 months ago
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