Die Biographie von Friedrich II. von Hohenstaufen von Jacques Benoist-Méchin war mir bei meinen Eltern wegen der Verbindungen, welche der Hohenstaufer in die Arabische Welt pflegte, ins Auge gefallen. Nun, einige Monate später, las ich seine Biographie endlich. Friedrich II. (1194-1250) war Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, König Siziliens sowie König Jerusalems. Er profilierte sich in unzähligen Konflikten mit dem Papst, den ihm unterstehenden Fürsten auf Sizilien sowie in Deutschland, und schaffte es eine relativ lange und stabile Herrschaft aufrecht zu erhalten, was relativ erstaunlich war angesichts seiner kindlichen Machtlosigkeit.
Doch diese Verschwörungen und Machtkämpfe interessierten mich letztens Endes weniger als die faszinierenden europäisch-arabischen Kontakte, welche dieser Kaiser pflegte. In Sizilien aufgewachsen sprach er fließend (oder zumindest ein wenig, je nach Leseart) Arabisch und baute seine spätere Machtfülle zum Teil auf eine Leibgarde arabischer Ritter, welche er (nachdem die deutschen Fürsten sie in Sizilien von der Macht vertrieben hatten) befriedete und in einer Siedlung (Lucera) mit allen Rechten angesiedelt hatte. Desweiteren leitete er den 5. Kreuzzug und beendete diesen (ohne den kriegerischen Teil überhaupt je wirklich angefangen zu haben) mit einem Vertragsfrieden und der christlichen (Wieder-)Machtergreifung in Jerusalem.
Die ideologisch geprägte Dichotomie zwischen Europa und dem Nahen Osten bzw dem Norden Afrikas wurde in der Gestalt Friedrich II. ad absurdum geführt. Nicht nur hatte dieser arabische Gelehrten an seinem Hof, er ließ weiterhin viele ursprüngliche griechische Texte aus dem arabischen ins lateinische übersetzen und lass obendrein arabische Logiker, Mathematiker und Mediziner.
Auch wenn der Autor Jacques Benoist-Méchin ein berühmter Kollaborateur war, was mir erst im Nachhinein bewusst wurde und sich im Text nicht niederschlug, was mich am meisten an ihm störte waren seine überzogenen Interpretation (genre: 'Friedrich II. war glücklich als er die Sonne aufgehen sah') und seine zeitweise naive Argumentation (genre: 'Denn war Friedrich II. nicht schon als Kind stolz gewesen?').
Die historische Figur des Kaisers bleibt nichtsdestotrotz faszinierend. Dieser versuchte sich auch an einem empirischen wissenschaftlichen Werk (über die Falknerei) auf Erfahrungen und nicht Zitaten aufbauend (und damit im Gegensatz zum Totschlagargument 'in der Bibel sagte Salomon bereits...'). Die negative Seite dieser erforschenden Neugierde wurde von einigen seiner Untertanen gezahlt. So ließ er eine Gruppe von Babies aufziehen unter dem strengsten Verbot mit ihnen zu sprechen. Sie starben alle schnell. Sein Ziel hierbei war gewesen, zu sehen, auf welche Ursprache sie zurückfallen würden.
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