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Sunday, May 22, 2011

Der Vulkan - Roman unter Emigranten

Der kollektive kulturelle Reichtum welcher in den 30ern Deutschland verließ erscheint mir nur um so gigantischer je mehr ich mit ihm vertraut werde. Joseph Roth, Sebastian Haffner, Georg Glaser, Bodo Uhse oder Hannah Arendt - um nur die zu erwähnen, welche ich hier bereits besprochen habe - nun also Klaus Mann mit seinem Vulkan - Roman unter Emigranten. Mann als solcher scheint deserving of an entry devoted exclusively to him. Der Sohn Thomas Manns, der Neffe Heinrich Manns und natürlich der Bruder Erika und Golo Manns - auch wenn ich mit seinen Geschwistern wenig vertraut bin. Verfasser eines der ersten offen homosexuellen Werken der deutschen Literaturgeschichte.

Der Vulkan ist ein facettenreiche Erzählung der Emigrantenszene auf vielen, wechselnden Figuren aufbauend, welche sich untereinander austauschen oder doch zumindest indirekt Kontakt besitzen. Mann betont klar die politische, selbstgewählte Emigration, welches sich unter anderem in seinem Antidot dem älteren Juden, welcher 'keinesfalls [...] zu denen gehören [möchte], die im Ausland sitzen und ihre Heimat beschimpfen', niederschlägt. Er redet nur selten von der Emigration der niederen sozialen Schichten und noch weniger von der angsterfüllten nicht politisch bewussten Emigration.

Sein Roman ist ein Zeitbild dieser gebildeten deutschen Emigranten, welche mich in ihrer Gruppenbildung an Franz Hessels Pariser Romanze erinnerten. 'Man blieb unter sich, sprach immer deutsch miteinander.' Manns Roman ist teilweise etwas langatmig in seinen religiös-philosophischen Diskussionen, welche nicht immer überzeugen und mir zeitweise als reine Abstraktion erschienen. Aber dann, ist 'das Einfache ist stets nur der Vereinfachte' und wie kann ich dem wiedersprechen?

Schließlich ein interessanter Einschub. Meine Wahrnehmung der Einwanderung in die USA, von Ellis Island, der Freiheitsstatue had very much been constructed on an US-centric glorified perception of its immigration past. Das folgende Zitat erschütterte diese Wahrnehmung in its foundation:
Auch auf dich haben wir nicht gewartet! spricht die Freiheits-Statue: irgendein Emigrant und armer Kerl hatte einmal behauptet, diese entmutigenden Worte können man der großen Dame, Lady Liberty, von der Stirne ablesen...vielleicht wurde er gleich zurückgeschickt, deportiert oder mußte mindestens für mehrere Tage auf jene gräßliche Insel, Ellis Island genannt, wo man verdächtige Fremde wie Zuchthäusler traktierte -: davon hatte Abel viel des Schlimmen gehört.

Some serious food for thought on how immigration into the US was perceived by its protagonists not the country which they constructed or their well-off great-grandchildren.

Der Vulkan mit all seinen Fehlern gibt ein aufschlußreiches Bild derjenigen wieder welche vorm Nationalsozialismus flohen, dieser 'miserable[n] Berliner Kopie einer schlechten Römischen Erfindung.'

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