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Monday, May 07, 2007

Istanbul

Ich hatte Orhan Pamuks Istanbul von meinem Vater geschenkt bekommen, kurz bevor ich dort ein langes Wochenende verbrachte. Die Stadt war sehr eindrucksvoll und deswegen freute ich mich sehr auf das Buch. Ich muß ganz ehrlich eingestehen, daß ich am Anfang nicht so beeindruckt war. Der Nobelliteraturpresiträger erzählt in seinem Roman die Geschichte seiner Heimatstadt anhand seiner eigenen Lebensgeschichte, sowie parallel dazu durch Berichte, welche andere Schriftsteller über Istanbul verfassten - hier sowohl türkische als auch westeuropäische. Ich würde fast behaupten, daß man das Buch nur schlecht als Roman bezeichnen kann. Es gibt keine kohärente zusammenhängende Geschichte, vielmehr erscheinen die Kapitel als Ansammlung von Essays, welche sich alle mit Istanbul und zum Teil mit Pamuks Kindheit befassen, aber es gibt kaum Stringenz zwischen den Erzählteilen.

Aber, je weiter ich las, desto mehr gefiel mir das Buch. Die literatische Geschichtsstunde Istanbuls - Flaubert und Twain sind nur zwei der Autoren, welche Pamuk zitiert und fast die einzigen die ich (wirklich) kannte - war faszinierend und auch die Beschreibung der Entscheidung, welche Pamuk als 20jähriger treffen mußte, ob er sein Studium abbrechen solle und Künstler - Schriftsteller oder sogar Maler - werden solle, wird fesselnd dargestellt.

Letzten Endes kann ich zusammenfassend sagen, daß ich das Buch im Prinzip eigentlich jedem empfehlen würde. Die einzige Bedingung wäre vielleicht, das der- oder diejenige vorher kurz nach Istanbul sollte. Viele der architektonischen und geographischen Beschreibungen waren für mich bereits verwirrend, ohne je da gewesen zu sein, erscheinen sind diese unmöglich zu verstehen.

Ein letzter negativer Punkt ist das 'hünzü'-Konzept, welches laut Pamuk die Schwermütigkeit, die Lethargie, das Trarige ist, welches die Einwohner von Istanbul seit Jahrhunderten geprägt hat. Teilweise bedingt durch den Abstieg des Osmanischen Reiches und darauffolgenden tiefen Fall in eine arme Obskurität. Pamuk behauptet, daß dieses Konzept nur für Menschen, die in Konstantinopel gewohnt hätten zugänglich wäre und dies mag stimmen, ich kann es nicht beurteilen. Aber, ich finde, wenn man einen Text schreibt und dabei auf ein solches Konzept zurückgreift bedarf es einer stärkeren Argumentation dahinter, mir ging es nicht vollkommen auf, ich konnte es nur sehr bedingt nachvollziehen. Dies könnte natürlich auch meine Beschränktheit sein, falls noch jemand dieses Werk gelesen hat, würde ich insofern weitere Erklärungen dankend entgegen nehmen.

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