Peter Schneider ist ein Autor, den ich bisher nur vom Namen her kannte und der in den 60/70er Jahren als einer der Studentenführer einen gewissen Bekanntheitsgrad gewinnen konnte. Er stieg aus bevor die Studentenbewegung (oder ein Teil davon) sich in Richtung Terrorismus entwickelte und versagte sich vor allem auch den maoistischen Bestrebungen in der streng disziplinierten KPD/AO, denen andere seiner ehemaligen Mitstreiter sich hingaben.
Mein '68 - Rebellion und Wahn ist seine persönliche Aufarbeitung dieser Zeit. Schneider hatte damals Tagebuch geführt und in seinem literarischen Aufarbeitung zitiert er sich selber, konfrontiert sich aber auch und versteht sich vor allem zum Teil nicht mehr selber. Bzw. erinnert sich als heutiger Peter Schneider anders als er es damals festhielt.
Der wahrscheinlich wichtigste Kritikpunkt am Buch wäre die zu starke Fokussierung auf seine Liebesgeschichte mit einer in den Terrorismus (Bewegung 2. Juni) abdriftende "L.", die für ihn zwar aus verständlicher Sicht wichtig war und ist, die aber scheinbar wenig mit 68 als solchem zu tun hatte. Trotzdem fand ich das Buch faszinierend in seiner persönlichen Aufarbeitung und Reflektierung der Ereignisse die West-Berlin (und Deutschland) in ihren Bann schlugen (und dann in die RAF und andere überschlugen). Gerade in Bezug auf einige Details und Anekdoten aus der linken Studentenbewegung der Zeit war mir vieles in diesem Buch auch neu und in den eher historisierenden Werken, die ich sonst gelesen hatte nicht in diesem Maße präsent.