My photo
Berlin, Frankfurt, Paris, Chapel Hill, Boston, Istanbul, Calgary, Washington DC, Austin, Tunis, Warszawa and counting

Friday, November 25, 2011

Deutschland, Deine Schande

Ich konnte mich lange nicht entscheiden, wie ich auf die Enthüllungen um den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) reagieren sollte. Ich verspürte nur ein vages Gefühl des Grauen, des Schocks. Wie kann so etwas in Deutschland heutzutage möglich sein? Ich meine hiermit gar nicht die Mordtaten oder den Rechtsterrorismus als solche(n). Mölln, Rostock, Dresden, insgesamt mindestens 146 Opfer seit 1990 dürften ausreichend klar gemacht haben, dass solcherart Gräueltaten zur Normalität Deutschlands gehört. Nein, was mich vielmehr schockiert, ja erschreckt, ist die begleitende Reaktion der deutschen Öffentlichkeit in der Vergangenheit und bis zu einem gewissen Grade auch heute noch.


Eine Gruppe von mindestens drei landesbekannter Neonazis taucht ab und verbringt mit Unterstützung von Kumpanen - gar - unabsichtlich? - staatlichen Organen? -  14 Jahre im Untergrund. In dieser Zeit ermorden sie neun Mitbürger türkischen bzw griechischen Hintergrundes sowie eine - zufälligerweise? - aus Thüringen stammende Polizistin. Zehn Opfer also, neun davon mit der gleichen Waffe, eine Sonderkommission (Bosporus) ermittelt. Skandalös, ja furchterregend, genug muss man sagen. Ist die Polizei, der Verfassungsschutz, einfach nur inkompetent oder gab es gar Kontakte zu den Tätern - siehe den Verfassungsschützer präsent Minuten vor dem letzten Mord in Hessen, den falschen Reisepass von Uwe Mundlos.

Jetzt aber kommt erst der eigentlich Skandal. Niemand merkt, dass es sich hier um Rechtsterrorismus, um feige ausländerfeindliche Morde handelt!. Laut FR gab es in den Archiven der deutschen Zeitungen einen (1!) Artikel, welcher diese Möglichkeit in Betracht zog. Die Reaktion der Polizei schien sich auf Ausländer = Bandenkriminalität zu beschränken, selbst die eigens herangezogenen Profiler wurden ignoriert. Beteuerungen der Verwandten der Opfer über das brave Kleinbürgertum derselben blieben im - wohl unterbewussten, aber gerade deswegen so erschreckenden - inhärenten Rassismus der Polizei aber auch der Medienöffentlichkeit hängen.

Der Deutsche heute mag (und 'darf') zwar Patriot sein, zu agierendem Ausländerhass, zu Mord und Totschlag kann das in den Köpfen der Polizei, Politik und (Mehrheits-)gesellschaft aber nicht führen. Es gibt in Deutschland eine Regierung(spartei), welche seit Jahren vor der unterschätzten Gefahr des Linksextremismus warnt, welche vor eingebildeter 'Deutschfeindlichkeit' auf den Schulhöfen warnt, welche brennende Autos als Gefahr für die Demokratie und neue Dimension des Extremismus betrachtet. Dieselbe Regierung und ihre ausführenden Organe merken dann nicht, dass es einen mordenden Rechtsextremismus in Deutschland gibt, der ja vielmehr als zehn Opfer auf dem Gewissen hat? Kriegt es nicht mit, dass eine Bande feiger Mörder wehrlose Migranten abknallt und einen Banküberfall an den anderen reiht (sieben in der selben Stadt!)? Gehts noch?

Die Polizei und der Verfassungsschutz ignorieren die Opferverwandten, welche offen von rechtsextremen Taten sprechen, stattdessen recherchieren sie in der Türkei. Sie ignorieren, dass in der rechten Szene Lieder über die Täter und über die Opfer gesungen werden. Was machen diese V-Männer eigentlich den ganzen Tag über? Die erwähnte Regierung(spartei) verklausuliert sich mittlerweile die zu ihrem Weltbild passende Extremismushackordnung zu recht.

Aber das ist noch nicht alles, denn wie bereits erwähnt, wo waren denn die Medien, wo waren wir denn? Wir haben (fast) alle die blinde Assoziation Ausländer und Bandenkriminalität ohne jedwedes Hinterfragen akzeptiert. Was sagt das eigentlich über die deutsche Gesellschaft? Da sitzt der moderne deutsche Bürger der Berliner Republik, erfreut sich an seinem neu gefundenen Jubelpatriotismus, daran, dass die Fußballnationalmannschaft endlich spielen kann, kritisiert die faulen Griechen, welche nur an unser Geld wollen und ergibt sich in selbstgerechter Eigenbeweihräucherung über Deutschlands (Export-)wirtschaftserfolge und sein ach so moderates ab- und auf geklärtes Weltverständnis.

Pustekuchen. Zehn Mitbürger sind tot. Ermordet. Neun davon einfach, weil ihre Hautfarbe nicht zur gängigen ausgebleichten Variante passte, weil sie immer noch Schnurrbärte trugen, weil sie nicht 'Deutsch' genug waren. Und was ist dem eben beschriebenen deutschen Bürger? Der weltoffenen, moderaten, gebildeten, qualitativ-hochwertigen deutschen Presse? Er/sie kriegt es nicht mit! Der Fall wird nicht einmal mehr ignoriert, seine offenkundigste (siehe unseren bereits erwähnten Profiler sowie die Verwandten der Opfer) Lösungsvariante wird einfach nicht als Möglichkeit wahrgenommen.

Stattdessen jetzt die große Überraschung, aber man konnte es ja nicht ahnen, nicht einmal in der rechten Szene (laut Spiegel) und es ist sowieso eine ganz neue, unvorstellbare Dimension. Entschuldigungen über Entschuldigungen, eine schwächer als die andere.

Man ignorierte (Ausnahme: Die Linke) einfach jahrzehntelang die Opfer rechter Gewalt, man glaubte sich sicher als moderner Biedermann in seinem selbstgerechten Sud. Und jetzt folgt eine vorhersehbare Diskussion über ein Verbot der NPA, über den Sinn und Unsinn der V-Maenner in der rechten Szene, alles relevante Fragen. Aber viel wichtiger ist doch, was all dies eigentlich für die Gesellschaft (und ihre Medien) bedeutet, was für einen - teils versteckten und unterbewussten - Rassismus muss man aufarbeiten? Wie kann man als rapide alternde Gesellschaft die - nötigen - zukünftigen Immigranten willkommen heissen? Aus den Fehlern der Vergangenheit lernen? Das ist doch die Diskussion, die wir jetzt führen müssen. Was haben wir, Politik, Medien, Gesellschaft, falsch gemacht? Was müssen wir ändern? Sarrazin und andere verdienen sich dumm und dämmlich um als angeblich tabubrechende Provokateure unter lautem Beifall der Bevölkerung auf den sogenannte Ausländern rumzuhacken, hört auf damit fangt an auf Euch selber rumzuhacken. Das ist offenkundig viel nötiger.

Diese Fragen wurden natürlich von einigen Medien aufgegriffen, die FAZ, die FR befassten sich damit. Leider aber zu wenige zu wenig und vor allem natürlich zu spät.

Publius Abroad Update

Just a few updates on what I've written on my Publius Abroad blog:

On the Eurozone, don't expect this to be over before 2013 and reconsidering it. Additionally, Germany's Master Plan for Europe or rather lack of it.

And a statistical and graphical breakdown of final electoral results in Tunisia.

Wednesday, November 23, 2011

Good Hearts

Following up on Reynolds Price's first book A Long and Happy Life, Good Hearts shows the couple he had portrayed earlier as young adults in their middle age. I have to admit that I was a bit disappointed by the novel, I had really, really enjoyed the earlier one and thought that Good Hearts was a bit too normal, too non-Southern, too average. Price's language moved away from the convoluted Southern writing I enjoy, its theme was much less Gothic and dark and far too suburban, modern American. 

This is a question of personal taste of course and as such I have nothing to reproach Price, I just wasn't expecting a novel on average Joe's mid-life crisis, with a happy ending, and a too good to believe moral approach. The redneck main character has some homosexual experience, the rapist really is a nice guy and the raped woman effectively forgives him. How credible is all that really? A quick read, not a bad one either, but nothing more than that.

Friday, November 11, 2011

Alexandre Dumas à Tunis

Je suis en train d'attraper les observations sur les livres que j'ai dernièrement lus, ce qui ne jamais bien. Mais hélas, ça arrive malheureusement. Alexandre Dumas à Tunis - Impressions de voyage a été écrit par Dumas père mais ici a été excepté par une maison d’édition tunisienne. Je crois que le récit faisait parti d'un texte plus longue auparavant qui contient aussi des détails du voyage de Dumas et compagnie en Espagne et Algérie.
Dumas voyageait très classe sur un vaisseau de la marine française et visitait Bizerte et Tunis seulement en Tunisie. Quand même ses observations restent pertinentes et intéressantes, il a clairement lu un peu sur le sujet et avoir eu des échanges avec des autres qui s'y connaissaient mieux. Ses descriptions de certains scènes de châtiment, une exécution typique sur Bab Souika (!), ainsi que des relations hommes-femmes et femme en ville contre femme dans le désert sont assez révélateur. Le livre reste court et plain de détails peu pertinent - le succes de la chasse partout - mais m'a donne un aperçu intéressant d'un Tunis qui n'existe plus vu par un étranger lettré.

Tuesday, November 01, 2011

Publius Abroad

I am running a new endeavor by the way. Publius Abroad

Here my first three posts on Tunisian elections, the Bundestag's decision on the Eurozone crisis last week, and the following summit.