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Tuesday, February 23, 2010

Die Nacht vor Paris

Von der Exilliteratur zur Wehrmachtsliteratur könnte man den Schritt von Mehrings Paris in Brand zu Wilhelm Ehmers Die Nacht in Paris bezeichnen. Ich hatte ein dünnes Büchleich als Intermezzo vor meinem Gang in eine französische Bücherei lesen wollen und war in meinem Bücherregal auf dieses ältlich aussehende 160 Seiten starke Buch gestoßen. Ursprünglich kam es aus dem Regal meines - verstorbenen - Großvaters, welcher es laut Widmung 1943 "auf der Fahrt nach Rußland" mit sich führte. Soweit so gut, so abstoßend, so faszinierend.

Ich las das propagandistische Machwerk - angeblich durch den Wehrmachtsbuchhandel verbreitet - innerhalb weniger Stunden an zwei aufeinanderfolgenden Abende. Das Buch als solches (und sein Autor) verdient kaum besonderer Aufmerksamkeit, es ist nicht schlecht geschrieben (wenn auch wiederum nicht gut), die Narration enthält wenige Spannungselemente und erreicht es nicht den (in meinem Fall zugegebenermaßen skeptischen) Leser zu binden. Schließlich erscheint der Autor stilistisch auf zeitlich ihm vorausgehende Epochen zurückzugreifen, es gibt keinen inneren Monolog, keinerlei Abfall vom traditionellen Erzählaufbau des Romans des späten 19. und frühen 20. Jahrhundert. Diesen stilistische Schritt zurück in die Vergangenheit nahm ich als Rückzug auf einen reineren, ursprünglicheren, deutscheren Stil wahr, welcher mit der Naziideologie wohl besser vereinbar war und im Gegensatz zu ausländischer, jüdischer, zersetzender, entarteter Kunst steht.

Ehmer ist mit heutigen Populärautoren vergleichbar in dem Sinne, als daß ihm jedwede Subtilität abgeht. Etwaige angedeutete Gedanken oder Überzeugungen sind von der Eleganz und des unaufdringlichen Wirkens eines Holzhammers. Als solches wäre dies nun nicht unbedingt zu kritisieren - ich fand Dan Brown zum Beispiel amüsant, es muß halt auch Strandliteratur geben - Die Nacht vor Paris stößt eher wegen des Inhaltes der vorgetragenen Ideen und Überzeugungen ab, als wegen ihrer Form oder mangelnder Subtilität.

Ein kleiner Parcours:
  • Die (einzige) menschelnde Figur des Buches, Leutnant von Dönitz, muß beim Anblick einer französischen Gräfin aufgrund ihrer übertriebenen Aufmachung natürlich an die "weibischen Erscheinungen seiner pommerischen Heimat lebhaft und erfreulich" denken. Das Thema französischer Dekadenz ist gesetzt.

  • Der (im gesamten Werk glaube ich namenslos bleibende) General ist "das ewige Abbild kampfentschlossener Mannhaftigkeit" im Gegensatz zum verweichlichten, ja verweiblichten französischen Verteidigungsversuch.

  • Ein freundlicher Hund ist symptomatisch für den Zustand der französischen Rasse, "gut durchgezüchtet [...] [hat] aber keine Entschlußkraft mehr."

  • Der Eroberungsfeldzug Frankreichs wird entweder als gottgegeben oder als Frankreichs Schuld dargestellt.

  • Der wichtigste Strang des Romans ist der Versuch der deutschen Offiziere Paris vor Schaden zu bewahren. Dieser wäre nur des Unvermögens oder der Böswilligkeit der Franzosen zuzuschreiben, sein Vermeiden hingegen beweist die Größe des deutschen Volkes. "Wenn man das Kunstwerk geschont hatte, so, um der eigenen Gesittung willen, die sich vor dem Unvergänglichen beugte und sich dadurch seiner würdig bewies."

  • "Die Feldküche an der ich [...] vorbeikam, roch wie immer sehr appetitlich." Irrelevant als Aussage, aber den Propaganda- und Werbecharakter des Buches sehr schön veranschaulichend. Oder kann sich irgendjemand ein solches Zitat aus dem Munde eines Frontsoldaten (egal welcher Armee und Epoche) vorstellen?

  • "Neger" sind sogar zu dumm um zu begreifen, was ein Unterhändler ist, und daß auf ihn nicht geschossen werden darf.

  • Die Niederlage Frankreichs wird als "erbarmungslose Folgerichtigkeit" der Tatsache, daß es "nicht mehr 'werden' wollte, sondern nur noch 'sein'" Deutschland ist ist nichts als das Werkzeug des Schicksals.

  • Zum Abschluß versteht die uns bereits bekannte Gräfin zumindest, daß Frankreich "auf der falschen Seite gekämpft habe" hofft und vertraut aber immerhin darauf, daß "die Jugend sich verstehen wird." Frankreich wird also sein Platz im neugeordneten Europe eingeräumt.

  • Sowohl die tapferen, aufopferungsvollen deutschen Soldaten als auch ihre erhabenen Generäle entsprechen absoluten Idealvorstellungen in Ehmers Text. Sie bleiben außerdem vollkommen farblos, ich vermute dies liegt daran, daß sie einen möglichst großen Modellcharakter entwickeln sollten.

Wilhelm Ehmer also als Wehrmachtsbarde. Ihm zugute zu halten bleibt, daß er die NSDAP und ihre Führer nicht einmal erwähnt. Es gibt nur eine Referenz auf eine "junge, erneuerte Kraft," welche sich ihre Zukunft sicher wolle. Ehmer scheint positiv betrachtet weniger ein Nazi als ein rückgratloser, feiger Opportunist und Nationalist gewesen zu sein. Ich tue mir mit diesem Urteil zwar schwer, da es als Nachgeborener einfach ist diese Art von Kritik zu üben, an der (in meinen Augen) Richtigkeit dieser These ändern diese Skrupel aber wenig. Dies vor allem, als daß Ehmer weitere Machtwerke unter Obhut der Wehrmacht verfaßte. So, Der Bombenkrieg der Briten. Amtliche Feststellungen zur Schuldfrage. oder Die Kraft der Seele. Gedanken eines Deutschen im Kriege. Endgültig zu klären scheint diese Frag ob Opportunismus oder Überzeugung, ob Feigheit oder Schlimmeres durch einen auf französisch verfassten Aufsatz:
"Celui-ci [Ehmers] s'adresse à son public vêtu de l'uniforme de la Wehrmacht et considère comme 'un imperatif suprême' que les écrivains, au même titre que les soldats, "défendent la volonté de vivre d'un peuple contre toutes les menaces et tiennent bon malgré tous les revers. Son discours Schöpferische Wirkungen des Krieges parut plus tard."
"Dieser [Ehmer] adressiert sich an sein Publikum eine Wehrmachtsuniform tragend und betrachtet als "übergeordnetes Gebot," daß Schriftsteller, genauso wie Soldaten, den Willen zu leben eines Volkes gegen jeder Gefahr verteidigen und standhaft bleiben gegen jeden Rückschlag. Wenig später erschien seine Rede Schöpferische Wirkungen des Krieges."
Gerade Ehmers journalistische und publizistische Tätigkeit bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges (ab 1949 bei den Lüdenscheider Nachrichten) erscheinen aus heutiger Sicht kaum nachvollziehbar und können wohl kaum andersartig als ein Beispiel für die mangelnde Aufbereitung des Dritten Reiches in Nachkriegsdeutschland bezeichnet werden und sich selbst heute noch in einem furchtbar unkritischen Wikipediaeintrag niederschlägt (den ich wohl am Wochenende mal angehen werde). Seine (Mit-?)Gründung eines Kuratoriums Unteilbares Deutschland 1954 deutet für mich auf eine Kontinuität auch seines nationalistischen Denkens hin. Ich gebe gerne zu, daß diese Annahme wohl eher in den Bereich der Spekulation gehört.

Was bleibt? Die Überzeugung, daß Mitläufer, Schreibtischprovokateure und Opportunisten wie Ehmer nach dem Krieg härter hätten abgeurteilt werden müssen und natürlich (glücklicherweise) die Armseligkeit und das letztliche Scheitern ihrer Überzeugungen.

Monday, February 22, 2010

Paris in Brand

Zufällig in einem kleinen Buchladen bei mir um die Ecke gefunden passte Walter Mehrings Paris in Brand perfekt in meine kürzlich angeeignete Faszination mit deutscher Exilliteratur. Ich vergleiche Mehring dadurch natürlich mit Georg Glaser, was oberflächlich zwar haltbar ist aber letzten Endes dann doch wenig Sinn macht. Beide wohnten zwar in Paris, flohen vor den Nazis dorthin, waren politisch und schriftstellerisch in den 20er und 30er Jahren aktiv, aber der eine war Anarchist und jedweder politischen Utopie gegenüber skeptisch, der andere Kommunist. Der eine schrieb Chansons und politisches Kabarett, lebte bereits in den 20er Jahren hauptsächlich in Paris, personifizierte eine Art aufgeklärtes Weltbürgertum, der andere betätigte sich politisch (im wahrsten Sinne des Wortes) kämpfend und als parteinaher Barde. Glaser schreibt wuchtig, ursprünglich, Mehring ist ein auch in seiner Wortwahl intellektualisierender Schriftsteller. Kurz: Die Bezeichnung Exilliteratur beschreibt und ist doch wenig aussagekräftig.

Paris in Brand ist ein abstruses Werk, welches sich dem Leser nur schwierig erschließt. Der Autor gibt zwei parallele Geschichten wieder, da sind einmal der deutsche Journalist sowie ein junger russischer Emigrant im zeitgenösssischen Paris und dann wird das Leben de Antoinette Bourignon beschrieben, der Heiligen der Armen. Mehring mokiert sich in diesem Textkonglomerat aller, die häßliche Heilige, welche in Amsterdam einen Börsenkrach verursacht und auf ihren Reisen abwechselnd vergöttert und vertrieben wird, die große Hure Presse, welche im modernen Paris ihr Umwesen treibt. Nebenbei setzt er noch Spitzen gegen die amerikanischen Invasoren der Île St. Louis, um schließlich auch noch die utopistischen Träume der Kommunisten als unmöglich darzustellen.

Ich würde gerne mehr von Mehring lesen, vor allem ein Theaterstück, welches 1929 Goebbels mit einer ganzseitigen Replik bedachte und alleine schon deswegen meine Sympathie besitzt, aber auch seine Chansons und Aufnahmen des politischen Kabaretts, welche auf seinen Texten beruht. Ich nehme aber leider an, daß es schwierig wird an diese Aufnahmen und Texte ranzukommen. Paris in Brand war auf jeden Fall ein guter, wenn auch nicht ganz einfacher, Einstieg in Mehrings Werk.

Als Nachtrag bleibt zu vermerken, daß Paris in Brand zwar in Frankreich geschrieben wurde, dies aber in den 20er Jahren geschah und ich deswegen mir gar nicht sicher bin, ob das Werk überhaupt schon zur Exilliteratur dazu gezählt werden darf.

Exportschlager Tod

Ein Artikel in der Zeithatte mich auf Exportschlager Tod - Deutsche Söldner als Handlanger des Krieges von Franz Hutsch aufmerksam gemacht. Leider erfüllte der Text nicht die von dieser Kritik geweckte Hoffnung in die angeblich "glänzende Recherche". Im Gegenteil empfand ich Hutschs Buch von Anfang an als oberflächlich und kaum Neues in die Debatte einbringend. Sicherlich war ich nicht unbedingt das Zielpublikum eines Populärsachbuches über die Privatisierung des Krieges trotzdem hätte Hutsch einige interessante neue (vor allem deutsche) Aspekte aufwerfen können. Daran scheiterte er leider.

Gerade der Anfang von Exportschlager Tod wurde von Zitaten aus Corporate Warriors von Peter W. Singer sowie Blackwater von Jeremy Scahill dominiert. Ich habe beide bereits gelesen und konnte dem insofern wenig abgewinnen. Danach folgte eine bizarre Ansammlung von provozierenden Zitaten einzelner deutscher Söldner kontrastiert mit den eklatantesten Fällen von söldnerischer Mißtaten. Diese Mißbräuche von Privatsoldaten sind alle bereits erkannt und mehr oder weniger erforscht, Hutsch fügt außer seiner (sicherlich gerechtfertigten) Empörung hier wenig bei. Die Zitate wiederum und im Allgemeineren die Portraits der deutschen Söldner wurden nie als ein Teil eines größeren Gesamtbildes dargestellt. Sie bleiben Einzelschicksale, tragische, bedauernswerte bzw zu fürchtende (auch hier stimme ich Hutsch bei wenn ich mich seiner Polemik auch nicht anschließen kann) und sind als solche nicht aussagekräftig.

Was bleibt? Wenig. Es gibt deutsche Söldner im Dienst privater Militärfirmen - angeblich tausende (dies wird nirgends belegt). Diese könnten Außenpolitik an der deutschen Regierung vorbei betreiben (was natürlich nicht stimmt, einzelne Söldner können dies kaum, höchstens Firmen) und tun dies auch bereits. Ganz ehrlich, ich hätte mir das Buch weder kaufen noch es lesen müssen.

Thursday, February 18, 2010

Schluckebier und andere Erzählungen

Georg K Glaser zum Zweiten, diesmal seine gesammelten Vorkriegswerke. Nach Geheimnis und Gewalt war es ja fast unvermeidbar, daß die Lektüre weiterer seiner Werke zu einem gewissen Maße enttäuschend sein würden und dies bewahrheitete sich auch aus unterschiedlichen Gründen.

Erstens bietet sich eine chronologische Ansammlung kürzerer Text, welche sich ausschnittsweise wiederholen und ja nie zusammen veröffentlicht werden sollten, nur bedingt zum Durchlesen von Anfang bis Ende an. Zweitens sind die frühen Glaserischen literarischen Ergüsse auch einfach qualitativ schwächer als seine Schreibweise mehr als 10 Jahre später, was ja auch nicht überraschend ist.

Drittens (und dies ist wohl mein wichtigster Punkt) hatte sich Glaser zur Zeit als er diese Text schrieb noch nicht von der KP-Linie losgesagt und dementsprechend revolutionär (im kommunistisch-theoretischen Sinne) sind seine Texte aufgebaut. Die Erzählerrolle nimmt oft die Stimme der Masse ein, alle Jungen im Erziehungsheim oder alle Arbeiter in der Rotfabrik nehmen die Ereignisse zusammen wahr. Das Volk erscheint in diesem Sinne als ein Wesen, welches zusammen opponiert. Individualismus, Abschweifung von den Anderen spielt nur begrenzt eine Rolle. Die Rollenverteilung in die Unterdrücker und die Unterdrückten ist starr und ohne Grauzone. Das Volk (repräsentiert durch seine oben erwähnten kleinen Untergruppen) feiert am Ende natürlich einen (wenn auch wohl kurzfristigen) Triumph, während es gegen seine Tyrannen aufbegehrt. Beide Aspekte sind mir zu stereotyp und erlauben dem Autor nicht genug Freiheit und Reflexion für bzw in seinen Charakteren.

Am Besten gefiel mir die eine Geschichte, welche von diesem Schema abschweift und die sinnlose, tragisch endende Auflehnung einer kleinen kommunistischen Gruppe ohne Anbindung an ihre zerschlagene Führung gegen die Nazipropaganda in ihrer Fabrik darzeigt.

Es muß betont werden, daß - bei aller Kritik - auch der titelgebende Roman (Schluckebier) die Qualität Glasers späterer Arbeit mehr als nur erahnen läßt und den Leser mitreisst in der Wucht seiner Erzählsgewalt.

Wednesday, February 17, 2010

Cosmofobia

La littérature espagnole n'est pas nécessairement mon point fort (je n'en ai pas lu plus que deux ou trois oeuvres), mais je dois admettre d'avoir dépassé mon aversion des sujets espagnols lié à la popularité du pays peu fondée sur les faits et la connaissance de son culture mais sur une image fêtarde (un peu comme le Brésil effectivement et mon dépit correspondant). Tout court, je veux bien m'engager à lire un peu plus sur l'Espagne, peut-être même essayer de lire en espagnol. On verra.

C'est tombé bien alors que quelqu'un m'a donné Cosmofobia de Lucía Etxebarría décrivant un quartier populaire de Madrid (Lavapiés). Surtout parce que j'y ai été déjà (à Madrid, pas nécessairement à Lavapiés) et que la ville m'avait vraiment bien plu. Malheureusement, comment un collègue espagnol avec qui j'en ai parlé disait, l'auteure ne pèse pas assez lourde et au contraire et un peu trop légère. J'ai vraiment bien aimé le début du livre, mais j'avais l'impression vers la deuxième moitié qu'il devinait trop répétitive sans mener quelque part.

Le livre consiste de plusieurs (peut-être 30?) chapitres avec chacun un narrateur différent racontant sa vie à lui et les personnes pertinentes qui y prend part. Cela devient vite très confisant à cause du fait que tout le monde avait déjà une histoire avec des autres, dans la plupart de cas sexuelle et dans la plupart de cas laissant un trauma. De nouveau, j'ai trouvé cela fascinant au début, la description des mêmes événements par plusieurs perspectives, parfois comme point central d'une vie parfois comme périphérique. C'est vraiment très bien fait et cela réussit à peindre une tableau vivante de la vie dans le quartier.

Le problème est que avec le temps (ou les pages) il y a trop de personnage, le lecteur perd son fil et ne sait plus trop qui sont les personnes mentionnées par les narrateurs. De plus la fixation de l'auteure sur les rapports sexuelles fatigue après quelque temps. C'est bien vrai qu'il y a des histoires d'amour partout et que cela influence des gens, mais de là faire raconter par une trentaine de voix avec qui ils ont couché, ce que cela leur a rapporté ou pas et pourquoi ils sont toujours (ou plus) amoureux de quelqu'un d'autre. Etxebarría donne l'impression parfois que tout ce qui compte est ce qu'on fait dans sa vie amoureuse. Le travail, les hobbys, la famille rien n'est si pertinent qu'avec qui on baise. Oui, c'est important évidemment, mais ce n'est pas tout ce qui fait une personne quand même.

J'aurais bien aimé qu'elle explore des autres sujets un peu et effectivement raccourcirait son bouquin des quelques chapitres, même si son début extrêmement fort sauve le livre de toute tentative d'une critique trop dure.

Thursday, February 11, 2010

A Long and Happy Life

I'm not sure Reynolds Price would necessarily take this as a compliment, but A Long and Happy Life was the best Faulknerian novel I've read in quite a while (maybe ever). There were stretches that really made me think of Faulkner's suggestive, hypothetical, and convoluted paragraphs (which could almost be called an inner monologue by the narrator). Not only that but his heroine (Rosacoke Mustian) reminded me very much of Lena Grove one of Faulkner's few important female characters and the heroine of Light in August. I am not quite certain what prompted the linkage between those two in my mind, their stories are very different, but both are strong female characters who stand up to the injurious treatment inflicted upon them by their respective lovers. Maybe that was sufficient, or maybe that wasn't the reason at all, maybe they are simply two white, poor women who are left alone and suffer and that was enough; or maybe it wasn't even that, but something completely different, hard to pin down, yet still there and impossible to avoid.

A striking aspect of the novel, a young women who fights for the love of the boy she fell for years earlier as a child, was that it was written from the perspective of a woman but by not just a man but a homosexual man. Now of course you could argue that this would allow him to bring a better understanding to the subject as he would be able to reflect more on what it means to love a man, but at the same time I wonder how he could be able to immerse himself in (especially, but not exclusively, sexual) matters of the relation between a man and a woman. Or, maybe inter-human relations differ as little from one another that his sexuality made no difference here - even if I doubt it as culture would play an important role in any relation and who would argue that there is no cultural difference between men and women?

Whatever these (non?-)difficulties, Price amazingly manages to immerse the reader into Rosacoke's thoughts and life, making him (or her) suffer with her and almost obliging him (again, or her; in this case: me) to keep on reading as often and fast as possible even while trying to do so slowly in order not to finish the pleasure of reading the book too soon. A great, great book.

Monday, February 01, 2010

Helmut Schmidt irrt

Helmut Schmidt hat, leider zum wiederholten Male und an prominenter Stelle sowie über einer ganzen Seite, in der Zeit die Möglichkeit eingeräumt bekommen seine Thesen über was in der Welt schief läuft zu verbreiten. Thema diesmal: Afghanistan. Abgesehen von seinem furchtbar selbstgerechten, ja angeberischen Ton („Ich habe [bereits!] im Juli 2008 in einem längeren Gespräch zu viert mit [...] Merkel, [...] Jung und [...] Schneiderhahn [Schmidt ist also immer noch relevant, gar wichtig!] die weitgehende Aussichtslosigkeit des inzwischen von Obama präsentierten Vorhabens erläutert [und er hat mehr Ahnung als alle heutigen Politiker zusammen und das schon zwei Jahre vor der heutigen Diskussion!].“) bleibt leider festzuhalten, daß Schmidts Analyse oder Bemerkungen fehlerhaft und sein Beitrag der Diskussion in Deutschland eher abträglich als ihr zukömmlich ist. Um einen weiteren ehemaligen Politiker zu paraphrasieren, der sich aber zum Glück nicht im gleichen Maße in die Diskussion in seiner Heimat einmischt: Il a raté une occassion de se taire (Er hat eine Möglichkeit verpasst zu schweigen).


Zum Inhalt:

  1. Die Fallizität deutscher Isolation durch einen einseitigen Abzug aus Afghanistan weist Schmidt ja selber auf indem er die kanadischen und niederländischen Beispiele zitiert. Warum dies in Bezug auf einen militärischen deutschen Beitrag, der sich wiederholt schwierigen Einsatzgebieten versagt hat bzw aufgrund des streng abgestreckten Rahmen seines Mandates zeitweise nicht einmal mehr den Allierten Hilfe leisten konnte, anders sein sollte erscheint unklar. Die „Funktionsfähigkeit“ der Nato geschweige denn der EU wären auf jeden Fall nicht bedroht.

  2. Schmidts „normale“ Kriege sind schon längst nicht mehr normal. Somalia, Irak, Kongo, Darfur, Tschad, Kosovo, es gibt unzählige weitere Beispiele. Der Vergleich mit der Länge des von Material- und Panzerschlachten dominierte Zweite Weltkrieg ist nicht nur irrelevant, sondern auch irreführend, weil er einen asymmetrische Krieg des 21. Jahrhunderts um die Ausbildung eines Staates mit aufeinandertreffenden nationalen Heeren zwar nicht gleichsetzt aber doch vergleicht. Die Amerikaner kämpften (offiziell) 16 Jahre lang in Vietnam. Dies wäre ein angebrachterer Vergleich.

  3. Die deutsche Beteiligung an der Intervention mag vielleicht im deutschen Interesse liegen, dies liegt aber nicht an der Bedrohung durch al-Qaida. Wie Schmidt ja selber zugibt, ist der Krieg in Afghanistan fast nur auf die Taliban konzentriert. Al-Qaida hat sich als eine Art Franchisesystem des Terrors etabliert, welches durch militärische Mittel in seiner Verbreitung kaum zu stoppen ist. Al-Qaida in Afghanistan/Pakistan ist zwar wohl noch der geistige, aber schon lange nicht mehr der operative Kopf. Insofern müßte Schmidt ehrlicherweise, wenn er wirklich nur das deutsche Interesse im Auge hätte, für einen sofortigen Abzug plädieren womit Deutschland als free rider vom kollektiven Einsatz in Afghanistan profitieren würde ohne einer gestiegenen Terrorgefahr in Deutschland ausgesetzt zu sein.

  4. Deutschland soll einerseits alle Positionen mit Frankreich und den anderen europäischen Partnern koordinieren, andererseits den Amerikanern nachfolgen und den Abzug der „deutschen Truppen“ für 2011 erklären. Schmidt muß sich hier entscheiden. Nationalstaatliches Eigeninteresse und -entscheidung oder europäische (oder nur deutsch-französische) Koordinierung. Beides geht nicht.

  5. „Der Schwerpunkt der Aufgaben deutscher Soldaten und Beamten in Afghanistan“ liegt bisher eben gerade nicht „bei der Ausbildung afghanischer Polizei und Armee und beim zivilen Aufbau.“ Ein kurzer Blick auf das militärische Budget im Vergleich zur zivilen Entwicklungshilfe (siehe unten) sowie das Wissen um die massive internationale Kritik an der mangelnden Qualität und Quantität der, von Deutschland ursprünglich gar alleine organisierten inzwischen geleiteten, Polizeiausbildung zeigen dies.

  6. Abschließend bleibt festzuhalten, daß die theoretische Basis islamistischen Terrors nicht im Kampf gegen den Westen liegt, sondern dies nur ein Auswuchs seiner Opposition gegen die säkularen, diktatorischen Regime ist, welche in den meisten arabischen Ländern natürlich mit westlicher Unterstützung regieren. Die Konzentration Schmidts auf westliche Interventionspolitik ist deswegen zu limitiert und würde alleine nicht ausreichen die Rhetorik des islamistischen Terrorismus zu untergraben.

  7. Ist der Krieg in Afghanistan also zu gewinnen? Alleine die Frage ist falsch. Der Krieg kann gewonnen werden und wurde ja auch schon einmal (fast) gewonnen – bis der Irakeinsatz der Amerikaner und das mangelnde Interesse der Europäer dafür sorgten, daß wichtige Ressourcen nicht mehr zur Verfügung standen. Die viel wichtigere Frage ist, ob der Frieden gewonnen werden kann. Selbst das amerikanische Militär ist sich ja inzwischen darüber im Klaren, daß militärische Mittel nicht ausreichen um in Afghanistan (oder Irak) Erfolge zu verzeichnen. Deutschland (und Europa) behaupten zwar schon seit Jahren, daß ihnen dies auch klar sein würde, diese Überzeugung bleibt aber auf Rhetorik beschränkt und schlägt sich politisch nicht nieder. Der Bundeswehreinsatz in Afghanistan wird 2010 wohl mindestens 700-800 Millionen Euro kosten, die zivile, entwicklungspolitische Hilfe soll 2010 um 52 Millionen auf 144 aufgestockt werden. Muß man da noch groß etwas dazu sagen?